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Gertraud Leimüller ist Gründerin und Geschäftsführerin des Consulting-Unternehmens winnovation. Von 2006 bis 2013 war sie Vorsitzende und seit 2013 ist sie stellvertretende Vorsitzende der creativ wirtschaft austria.
Kollaboratives Arbeiten ist ein zentraler Punkt in Sachen Open Design. Welche aktuellen Entwicklungen im Bereich Zusammenarbeit beobachten Sie?
Das Thema Zusammenarbeit wird in Zukunft noch wesentlicher, als es jetzt schon der Fall ist. Deswegen haben sich für dieses Phänomen viele verschiedene Namen gebildet: Sharing Economy, Open Innovation, Open Design, Netzwerkökonomie – um nur einige zu nennen.
Kreativunternehmen, aber auch KünstlerInnen müssen sich mittlerweile mit dem Thema Kooperation beschäftigen, denn niemand hat die Weisheit und Kreativität für sich gepachtet. Zwar ist noch immer ein altes Bild präsent, das Kreative und Intellektuelle so darstellt, als würden diese allein im einsamen Kämmerlein produktiv sein. Wenn man aber genau hinsieht, sind viele große Persönlichkeiten der Vergangenheit und Gegenwart in Netzwerken tätig gewesen.
Dass man alleine nicht so viel bewegen kann, wird momentan aber vielen bewusst. Das Internet spielt dabei sicher eine tragende Rolle, weil es offensichtlich macht, wie Netzwerke funktionieren.
Gibt es schon viele Unternehmen, die sich dem Thema Zusammenarbeit stellen oder sehen sie das noch als eine zukünftige Aufgabe?
Beides. Es gibt schon sehr fortschrittliche Unternehmen. Vor allem jene, die im Bereich Wissen tätig sind, arbeiten bereits intensiv in Kollaborationen. Und auch bei kleineren Unternehmen gestaltet sich das Arbeiten in Netzwerken nicht nur durch Zulieferungen, sondern durch richtige Kollaborationen.
Andererseits gibt es aber auch Branchen, die es nicht gewohnt sind, ein Netzwerk zu haben, oder sogar Angst haben, einen Wettbewerbsvorteil zu verlieren, wenn sie sich öffnen. Man kann nicht generell sagen, dass das alle großen Unternehmen betrifft. Um als kleines Unternehmen in einem schwieriger gewordenen Markt zu überleben, ist es aber oft notwendig geworden, in Allianzen zu arbeiten. Die Einstellungen dieser Unternehmen sind dementsprechend viel offener.
Sind es spezielle Vorteile, die man durch diesen Öffnungsprozess als Unternehmen erhält, oder wird er zur Notwendigkeit?
Es ist eine Notwendigkeit geworden, sich Organisationsstrukturen zu überlegen, die auf Partnerschaften basieren. Es gibt zwar noch Organisationen, die alleine dahindümpeln, aber die Frage ist, wie lange sie das schaffen. An irgendeiner Stelle im Geschäftsmodell braucht man Zusammenarbeit – sei es in der Produktion, im Vertrieb, oder in der Wissensgenerierung.
Steht dahinter die Werthaltung, gerne in einer Gesellschaft zu leben, die zusammenarbeiten und teilt, oder ist Open Innovation ein rein auf wirtschaftliche Fakten aufbauendes Modell?
Es ist beides: Einerseits sind Unternehmen ja sehr rationale Gebilde. Im Wettbewerb stehende Unternehmen können sich nicht lange ausruhen und müssen sich ständig neue Strategien überlegen. Da mitzuhalten, schaffen sie nur, wenn sie externes Wissen hereinholen und gleichzeitig ihr Wissen rausgeben. Im Bereich Open Innovation nennt man das Outside-In- und Inside-Out-Prozesse.
Der Mensch ist andererseits aber auch ein soziales Wesen, das auf ein Miteinander ausgelegt ist. Der Wettbewerb muss eben nichts Schlechtes sein, denn es beflügelt auch, zu sehen, was andere machen. Ich kann in meinem Umfeld deswegen ebenso ein Klima schaffen, indem ich mich nicht als KonkurrentIn sehe, sondern als PartnerIn.
Was sind langfristig Ziele von Open Innovation?
Ich würde gar nicht von Ziele sprechen, sondern von Entwicklungen, auf die wir unausweichlich zusteuern. In 10 Jahren werden wir vielleicht nicht mehr über Open Innovation reden, weil es selbstverständlich geworden ist, dass Innovationen beides sind: open und closed. Dann wir es normal sein, dass an ganz bestimmten Stellen diese gezielte Öffnung nach außen notwendig ist.
Welche Teile hält man als Kreativunternehmen oder SelbständigeR besser closed?
Das muss man sich immer im Detail anschauen. In vielen Fällen ist, wie schon angesprochen, allerdings Antriebsfeder, einen Prozess geschlossen zu halten, die Angst, kopiert zu werden. Man muss aber bedenken, dass spätestens, wenn ein Produkt am Markt ist, es ohnehin kopiert werden kann. Die wirklich wichtige Frage lautet also nicht, ob ein Produkt kopiert wird, sondern zu welchem Zeitpunkt. Überlegungen dahingehend können also sein, ein Produkt nicht schon vor der Markteinführung, sondern eben erst danach offen zu machen.
Solche Ängste basieren meist auf dem Gefühl, einen wirtschaftlichen Nachteil zu erhalten. Wie kann man sie abbauen?
Einerseits gehört klar kommuniziert, dass Open Design nicht heißt, alles zu öffnen. Dieses Missverständnis herrscht oft. Das ist auch der Punkt, an dem sich Unternehmen zu fürchten beginnen. Deswegen muss man aufzeigen, dass es verschiedene Spielformen gibt und dass Lösungen maßgeschneidert an den Bedürfnissen eines Unternehmens Sinn machen.
Andererseits muss man auch die konkreten Vorteile aufzeigen. Im Bereich Produktdesign kann es beispielsweise Sinn machen, dass ich Teile des Designs zum Kopieren freigebe, damit das Produkt rasch Verbreitung findet. Oder wenn ich eine Neuentwicklung beginne, kann ein Crowdsourcingprozess helfen, um rauszufinden, welche wesentliche Bedürfnisse auf Seiten der KonsumentInnen gestillt werden müssen. Das Feedback einer Community ist ebenso interessant, wenn man ein Produkt laufend verbessern möchte. Es gibt noch zahlreiche Beispiele, die zeigen, dass ein Prozess offen und transparent ablaufen und gleichzeitig einen wirtschaftlichen Vorteil generieren kann. Und diese gehören als Beispiele gezeigt.
Was kann sich eine Open Design Allianz von einem Netzwerk wie der creativwirtschaft austria abschauen? Welche Tipps haben sie?
Eine Hauptaufgabe der Open Design Allianz wird sicher sein, die angesprochenen Ängste durch Bewusstseinsbildung zu reduzieren. Dafür braucht es Geduld. Das merken wir auch beim Thema Open Innovation. Realistisch gesehen muss diese Aufgabe also mindestens auf ein Jahrzehnt anlegt sein.
Ein weiterer Tipp aus unserer Erfahrung mit der Wirtschaft ist, die Bedürfnisse des Gegenübers zu antizipieren – sich also zu fragen: Wo drückt der Schuh bei euch? Die Welten der Kreativen und der Wirtschaft sind weit auseinander. Um eine Missionarshaltung zu verhindern, muss man die AdressatInnen also an einem Punkt abholen, der für sie relevant ist.
Der dritte Punkt ist, Kooperationen zu schmieden und zu schauen, wer noch von diesem Thema profitieren und einE AllianzpartnerIn sein könnte. —
http://www.winnovation.at/
http://www.creativwirtschaft.at/
Das Interview entstand 2013 im Zuge der Vienna Open, einem Festival rund um Open Design und kollaborativem Gestalten.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]