Bastian Unterberg

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Bastian Unterberg ist Geschäftsführer und Mitgründer von Jovoto, der Crowdsourcing-Plattform für Kreative. Das Interview mit ihr ist 2012 für das Booklet „Open Design – Wirtschaften mit freien Produkten“ entstanden.

Wie ist die Idee entstanden, Jovoto zu gründen?
Die Idee ist während meines letzten Semesters an der UdK Berlin entstanden. Ich habe mich – wie viele andere Studierende – gefragt, wie ich arbeiten möchte. Das Konzept einer klassischen Agentur war für mich nicht das ideale Modell, denn erste Anstellungsverhältnisse haben oft hohe Einstiegsbarrieren, sind nicht besonders gut vergütet und ihre Strukturen sind für Kreative oft ungewöhnlich durchorganisiert.
Wir haben Jovoto also entwickelt, um herauszufinden, ob wir eine Arbeitswelt hervorbringen können, die bessere Perspektiven für Nachwuchstalente schafft und ihnen auch Zugang zu Aufträgen größerer Unternehmen bietet.

Was ist also das Konzept hinter Jovoto?
Jovoto ist eine Plattform, die als Arbeitsumgebung für Kreativtalente dient. Unternehmen können Aufgabenstellungen vorschlagen, die von unterschiedlichen Kreativen in einem transparenten und teilweise gemeinschaftlichen Prozess bearbeitet werden. Eine entscheidende Intention dahinter ist gemeinsames Lernen. Probieren und experimentieren ist dabei uneingeschränkt möglich, ergibt neue Standpunkte und macht auch einfach Spaß.

Jovoto wird oftmals mit Crowdsourcing verbunden. Nicht selten ist dieser Begriff umstritten. Wie beurteilst du die Thematik?
Crowdsourcing ist eine Technik, die es seit Hunderten von Jahren gibt. Ob sie im positiven oder im negativen Sinn eingesetzt wird, definieren die Rahmenbedingungen.
Ich persönlich halte nichts von Crowdsourcing-Modellen, in denen Einzelne ihre Ideen hergeben und im Endeffekt nur die AuftraggeberInnen davon profitieren. Wenn wir merken, dass KundInnen zu uns kommen, die schnell einen Sack voller Ideen haben wollen und wenig an der Interaktion mit der Community interessiert sind, dann sind die Projekte meist weniger interessant.
Um Fairness und ein gewisses Maß an Demokratie zu erreichen, trennen wir Preisgeld und Nutzungsrechte. Das ist selten in der Kreativwirtschaft, gibt uns aber den wesentlichen Vorteil, dass nicht die KundInnen oder Jovoto das Preisgeld verteilen, sondern die Kreativen, die am Projekt selbst arbeiten.
Sie behalten auch ihre Rechte an den Arbeiten. Wenn AuftraggeberInnen ein Konzept umsetzten möchte, erwerben sie die Nutzungsrechte in einem zweiten Schritt.
Wir können zwar nicht alle GestalterInnen adäquat für ihre Leistung vergüten, viele machen aber trotzdem mit, weil sie Spaß haben, dazulernen oder sich ein Netzwerk aufbauen.

Gibt es Strukturen bei Jovoto, die dennoch problematisch für DesignerInnen sind?
Kontrolle abzugeben, fällt manchen nicht einfach, und so wird eine kollektive Entscheidung auch schon mal hinterfragt.
Manche haben auch Angst, ihre Entwürfe publik zu machen. Wir haben aber beim Upload der Daten einen Zeitstempel. So ist es ganz einfach nachzuvollziehen, wer eine Idee wann publiziert hat. Zwei oder drei mal hatten wir Konflikte, die sich aber schlussendlich schnell lösen lassen konnten. Unterm Strich stellt es also kein Risiko dar, Entwürfe offen zu legen. Trotzdem ist es in der Wahrnehmung noch als Risiko verankert, weil Leute zehn, zwanzig oder fünfzig Jahre keine Alternativen gelebt haben.

Verstehst du diese Angst?
Es gibt für beide Positionen eine Berechtigung. Ich persönlich arbeite aber sehr gerne mit anderen zusammen und mache das auch offen. Bei guter Zusammenarbeit ist der Prozess meist genauso wichtig wie der Ursprungsgedanke.
Es gibt aber auch begnadete DesignerInnen, die autoritär ihren Weg gehen und dabei Großartiges schaffen. Wenn sie dagegen Ideen von anderen aufnehmen und trotzdem den alleinigen Ruhm bekommen, finde ich das persönlich nicht gut. Das passiert aber leider häufig und es wäre eine Utopie zu glauben, dass es solche Fälle bald nicht mehr gibt.

Wie wird das Urheberrecht von gemeinschaftlicher Arbeit bei Jovoto verstanden?
Das Verständnis von Eigentum wird neu gedacht. In diesem Prozess kann man am Ende des Tages oft gar nicht sagen, wem das Konzept gehört, weil so viele Leute zusammenarbeiten. Das Urheberrecht wird der Arbeitsweise auf unserer Plattform nicht mehr gerecht.

Sind Creative Commons da eine Lösung?
Am Anfang haben wir viel mit Creative Commons experimentiert. Im kommerziellen Umfeld ist ihr Einsatz aber immer noch recht schwierig. Gerade aber in einer Kultur, in der Leute zusammenarbeiten, in der wir viel Remixen und bestehende Elemente nehmen, um daraus etwas Neues zu schaffen, versucht Creative Commons Antworten zu bringen, dir wir dringen brauchen.

http://www.jovoto.com/[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]