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Gerin Trautenberger ist Projektleiter der Vienna Open und Vorsitzender der creativwirtschaft austria. Im Interview erzählt er von seinen praktischen Erfahrung mit offenen Projekten im Designteam Microgiants und warum dabei die Idee einer Open Design Allianz entstand.
Vienna Open hat jedes Jahr einen besonderen Schwerpunkt. Wie wählt ihr diesen aus?
Letztes Jahr haben wir Vienna Open zum ersten Mal veranstaltet. Dabei war uns wichtig, die Vielfalt von Open Design zu zeigen. Wir haben deswegen Beispiele aus dem Bereich Mode, Organisation, Produkte und Musik gezeigt.
Heuer ist das Ziel zu sagen: Leute, macht die Dinge nicht alleine, sondern tut euch zusammen, bildet Netzwerke und teilt das Risiko. Wenn man eine solche Strategie verfolgt, können dabei unglaublich interessante Dinge entstehen.
Der Pop Up Store, den wir gerade für einige Monate in der Westbahnstraße eröffnet haben, zeigt deswegen auch, welche Produkte auf diesem Weg entstanden sind. Im Vordergrund stehen dabei neuen Maschinen, Technologie und Schnittstellen, durch die es viel einfacher geworden ist, zu kollaborieren.
Was sind die wichtigsten Aspekte, die Open Design konkret in deiner Arbeitsweise geändert hat?
Das ist erstens die Möglichkeit der Zusammenarbeit mit anderen, die ich ja gerade erwähnt habe. Zweitens haben sich die Produktionsweisen demokratisiert, denn wir können plötzlich selbst Dinge fabrizieren, – zwar nicht alles, aber es wird immer mehr. Bei uns im Büro wollen wir beispielsweise keine Mittelsfrauen und -männer mehr, die entscheiden, ob ein Produkt produziert wird oder nicht. Früher war es Standard, dass wir unsere Arbeitsleistung und Kreativität verkauft haben. Diese neuen Maschinen sind aber so interessant, dass wir selber zu produzieren angefangen haben. Das ist ein großer Schritt für DesignerInnen. (Anmerkung der Autorin: Das Interviews habe ich im Büro der VeranstalterInnen geführt. Im Hintergrund ist das Geräusch des 3D-Drucker zu hören, der gerade Teile der Ausstellung im Neubau-Shop produziert.)
Die Bewegung rund um Open Design ist noch neu und bringt viel Veränderung mit sich. Du beobachtest diese Entwicklung seit Beginn an. In welcher Weise haben sich seither die AkteurInnen verändert?
Die Einstellung der Personen, die Design offen machen, hat sich kaum geändert. Seit Beginn an gibt es Leute, die überzeugt sind, dass eine offene Gesellschaft besser ist, als eine geschlossene. Aber es wird jetzt viel mehr darüber diskutiert und verhandelt. Das ist in vielerlei Hinsicht eine Generationsfrage. Ich beobachte oft, dass Leute, die gerade von der Uni kommen das Konzept hinter diesen neuen Strategien viel einfacher verstehen, als Leute, die vor 10 Jahren ihren Abschluss gemacht haben.
Für viele dieser jungen GestalterInnen ist Kooperation wichtig geworden. Etwas herzugeben und dafür von der Community auch wieder etwas zurückzubekommen, ist ein spannender oder sogar notwendiger Teil ihrer Arbeit geworden.
Hat sich auch die Rolle des Produkts durch Open Design verändert?
In die Warenwelt hat Open Design nur einen marginalen Einzug genommen. Deswegen ist es KonsumentInnen und auch Unternehmen noch egal, ob DesignerInnen offen oder geschlossen arbeiten. Aber die Arbeit von uns DesignerInnen hat sich stark verändert, weil wir sie eben immer mehr unabhängig ausüben können und nicht mehr nur Produkte gestalten, sondern vielmehr auch Prozesse, bei denen die Produkte erst am Schluss rauskommen.
Welche Schwierigkeiten erwartet DesignerInnen, wenn sie Open Design betreiben?
Open Design ist noch in den Anfangsjahren, das heißt, es gibt einige Punkte, die sich erst entwickeln müssen, wie beispielsweise Finanzierungsmodelle.
Das größte Problem aber, das ich beobachte, ist, dass man einen Entwurf oft nicht nachbauen kann, weil die Anleitung nicht dokumentiert ist. Aber was nützt ein gutes Produkt, wenn man Jahrhunderte braucht um zu entschlüsseln, wie man es bauen kann? Nur weil Open Design drauf steht, ist es noch lange nicht offen. DesignerInnen müssen also noch lernen in der Weise zu dokumentieren, dass ein Produkt mit geringem Aufwand nachbaubar wird. Das wird aber momentan an den Unis noch nicht gelehrt.
Aus welchem Grund möchtet ihr nun eine Open Design Allianz starten?
Wir sind zwar sehr stark mit Open Design verbunden, können aber nur kleine Dinge bewegen. Alleine kann man ein so großes Thema nicht auf die Beine stellen. Deswegen gehen wir jetzt mit der Bitte an die Öffentlichkeit, eine Kollaboration zu starten. Unser Ziel ist es, die bereits handelnden Initiativen oder Personen zu bündeln und damit eine größere gemeinsame Basis zu schaffen.
Welche Hauptaufgabe siehst du für diese Allianz?
Der nächste wichtige Schritt ist, das Thema breiter zu machen, sodass die Leute mit Open Design umgehen lernen. Dafür müssen Wege aufgezeigt werden, wie Open Design eingesetzt werden kann.
Welche PartnerInnen wünscht du dir dafür?
Um einige Beispiele zu nennen: Die öffentliche Verwaltung ist eine wichtige Auftraggeberin für DesignerInnen. Wenn sie Open Design verstehen lernt und in ihre Arbeit integriert, wäre viel erreicht. Auch die Wirtschaftskammer sehe ich als bedeutende Partnerin, um das Thema großflächig zu kommunizieren. An den Universitäten brauchen wir ebenso BündnispartnerInnen, die sich dafür einsetzen, dass die Thematik in Leerpläne fließt.
Ist die Einladung vordergründig an Institutionen adressiert?
Für die Paneldiskussion während des Festivals haben wir Leute eingeladen, von denen wir wissen, dass sie bereits Affinität für Open Design haben oder damit sogar schon arbeiten. Deswegen sind einige von Ihnen auch VertreterInnen von Institutionen, die sich dem Thema widmen. Die Einladung richtet sich aber nicht nur an sie, sondern an alle, die das Thema interessiert. —
http://viennaopen.net/
http://www.creativwirtschaft.at/
http://www.microgiants.com/
Das Interview entstand 2013 im Zuge der Vienna Open, einem Festival rund um Open Design und kollaborativem Arbeiten.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]