Patrick Bartos

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Patrick Bartos ist der Geschäftsführer der CREATIVE REGION Linz & Upper Austria. Als Initiative zur Förderung für Kreativschaffende in Oberösterreich sieht er Open Design als einen wichtigen Schwerpunkt seiner Organisation. Warum das so ist, verrät er im Interview.

Open Design ist einer der sieben Schwerpunkte der CREATIVE REGION. Wie seid ihr zur Überzeugung gekommen, dass es ein so wichtiges Thema ist?
Als ich Ende der 90er studiert habe, hieß es, Kreativwirtschaft ist urheberInnenrechtsbasierte Wirtschaft. Das ist heute anders. Durch die Digitalisierung ist der Stellenwert des UrheberInnenrecht geschrumpft. Unternehmen, wie beispielsweise YouTube basieren sogar darauf, dass die BenützerInnen das UrheberInnenrecht nicht beachten. Das kann man natürlich kritisieren und schimpfen – keine Frage. Aber man kann mit den neuen Bedingungen auch konstruktiv umgehen. Das UrheberInnenrecht wird dabei schon bestehen bleiben, aber gerade für nicht kommerzielle Zwecke braucht es mehr Toleranzbreite. Ich habe die Entwicklungen rund um Open Source Software beobachtet und konnte mir deswegen gut vorstellen, dass sich auch in den kreativwirtschaftlichen Bereichen ähnliche Modelle entfalten könnten.
Oberösterreich ist zudem ein spannender Standort für Open Design. Es hat ja nicht nur gut ausgebildete Kreative, sondern auch TechnikerInnen und Unternehmen, mit denen wir wertvolle Synergien nützen können.

Wo liegen noch immer die größten Schwierigkeiten, die es im Bereich Open Design gibt?
Dort wo ich noch die größten Schwierigkeiten sehe, sind die Geschäftsmodelle. Es gibt zwar im Bereich Open Source Software einige funktionierende Vorbilder, und manche von ihnen werden auch schon im kreativen Bereich ausgetestet, aber wir können noch nicht davon sprechen, dass wir sie adaptiert hätten. Auf manche Gebiete in der Kunst- und Kulturwelt kann man sie vielleicht gar nicht übertragen und muss sich etwas Neues überlegen. Fairer Weise muss man dazu sagen, dass es im kreativen Bereich Felder gibt, in denen es auch mit den klassischen Verwertungsstrategien schwer fällt, Geld zu verdienen.


Welche Strategien schlägst du also Kreativen vor, während die Geschäftsmodelle noch entwickelt werden?

Damit solche Modelle entwickelt werden, muss man natürlich auch mutig mit ihnen experimentieren. Aber alles frei zu geben, und zu glauben, der Erfolg würde sich alleine dadurch einstellen, würde ich nicht empfehlen. Als DesignerIn oder KünstlerIn muss man sich deswegen gut überlegen, wo man gerade steht und was man für die nächsten Schritte braucht. Wenn man die Chance hat, ein Produkt für einen Global Player zu gestalten, denkt man vielleicht nicht darüber nach, es offen zu machen. Aber wenn man gerade anfängt, sich selbständig zu machen, ist es unter Umständen sinnvoll, manche Entwürfe frei zu geben, damit sich diese im Netz verteilen und Werbung für das eigene Unternehmen machen. Sich langsam vortasten ist da bestimmt ratsam.


Wenn ich dich richtig verstehe, sind die zukünftigen Businessmodelle von Kreativen divergenter als das noch vor 15 Jahren, stimmt das?

Ja, genau. Das liegt vielleicht daran, dass sie ihre Verwertungsstrukturen immer mehr selber in die Hand nehmen müssen. Dann kann Open Design auch gut funktionieren und es passiert nicht das gleiche wie im Musikbereich. Dort hat es sich ja bereits zugespitzt und nur noch wenige können von Musik leben. Geld machen hauptsächlich die Verwertungsgesellschaften und monopolisierten Plattformen. Ich möchte aber nicht mitansehen, dass Design in die selbe Richtung geht.


Es gibt mittlerweile sehr wenige MusikerInnen, die von Tantiemen leben können. Einige schaffen das aber über Auftritte. Siehst du da eine Parallele zu DesignerInnen?

Durchaus. Es gibt nur wenige DesignerInnen, die durch Lizenzen gut verdienen. Deswegen würde ich dieses Lizenzmodell auf keinen Fall verbieten wollen. Wenn DesignerInnen diese Möglichkeit haben, ist das ja zu begrüßen. Viele werden aber, realistisch gesehen, durch Dienstleistungen bezahlt. Und hier ist eben auch der richtige Platz dafür, sich regelmäßig durchzudenken, ob man die Gestaltung eines Produkts freigeben möchte.


Siehst du ferner der wirtschaftlichen Aspekt noch andere langfristig Ziele von Open Design?

Gesellschaftlich ist natürlich wichtig, dass Zugänge barrierefrei sind und da kann Open Design bestimmt sehr viel dazu beitragen.


Spricht die CREATIVE REGION mit ihrem Open Design Angebot in erster Linie DesignerInnen an oder eine breite Bevölkerung?

Ich glaube ja, beiden Schritte müssen gemacht werden. Deswegen sprechen wir einerseits die DesignerInnen selbst an, indem wir zum Beispiel einen Vortrag über UrheberInnenrecht veranstalten. Aber allein Kreative anzusprechen, reicht nicht. Wenn man hingegen die Zivilgesellschaft und Vereine integriert, bekommt man eine viel stärkere Stimme. Wir organisieren darum auch regelmäßig Do-It-Yourself-Workshops, in denen Open Design Produkte nachgebaut, oder -genäht werden können und sich Laien niederschwellig mit dem Thema auseinandersetzen.


Welche wichtigen Aufgaben müsste denn eine Open Design Allianz erfüllen?

Am wichtigsten erscheint mir die Ressourcenbündelung. Es gibt mittlerweile schon einige Initiativen, die sich rund um das Thema gebildet haben – viele mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Diese auf gewisse Art zusammenzufassen und dadurch den Kommunikationsfluss zu stärken, ist bestimmt eine gute Idee. Der Begriff Open Design wird momentan aber auch durchaus gepusht, deswegen ist es mir ein Anliegen, in der Allianz jegliche Vereinsmeierei zu verhindern.


Welche ParnterInnen würdest du gerne in einer Open Design Allianz sehen?

Für mich ist wichtig, Allianzen mit Institutionen und Vereinen einzugehen, die auch eine gesellschaftspolitische Aufgabe haben. Aufklärung betreiben, Hilfestellungen geben, Zugänge und Barrierefreiheit schaffen sollte für sie ein Anliegen sein. Wenn die Open Design Allianz aus solchen Mitgliedern besteht, bin ich optimistisch. 

http://creativeregion.org/

Das Interview entstand 2013 im Zuge der Vienna Open, einem Festival rund um Open Design und kollaborativem Gestalten.

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